Sensorik schützt empfindliche Transportgüter

© STFI

Einige Transportgüter, wie zum Beispiel empfindliche Messgeräte oder Material für spezielle medizinische Bedarfe müssen unter besonderen Bedingungen transportiert werden, um keinen Schaden zu nehmen. Die mittelständischen Unternehmen SGT GmbH und DUX Lederwaren produzieren entsprechende Behältnisse, Taschen oder Koffer. Zusätzlich zum geeigneten Behälter muss häufig auch das Transportklima bestimmte Bedingungen erfüllen. Dieses kontinuierlich zu überwachen, ist zum Beispiel an Bord von Containerschiffen oder auf Flügen jedoch schwierig. Es kommt teilweise zu Schäden und Ausschuss ist nicht immer ausgeschlossen. Für mehr Nachhaltigkeit möchten die beiden Taschenproduzenten ihren Kunden zukünftig einen neuen Service anbieten: Um Transportschäden zu reduzieren oder gar zu vermeiden, sollen die klimatischen Bedingungen während der Reise online überwacht und bei Bedarf automatisch reguliert werden.

Gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau unterstützt das Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe die Unternehmen dabei, ein Konzept für dieses neue Geschäftsmodell zu erstellen. Wir sprachen mit Dirk Zschenderlein, der am Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI), einem Partner des MDZ Smarte Kreisläufe für das Projekt verantwortlich ist, über die Möglichkeiten dieses Digitalisierungsprojekts.

Herr Zschenderlein, anhand eines vorher festgelegten Anwendungsbeispiels möchten Sie dem Unternehmen eine technische Lösung für das Vorhaben aufzeigen. Was stellen Sie sich denn genau vor?

Wir möchten den Transport von Messgeräten im Frachtraum eines Flugzeugs oder an Deck eines Containerschiffs simulieren.

Was ist denn in dieser Situation üblicherweise die Herausforderung?

Die größte Herausforderung besteht darin, die Klimabedingungen kontinuierlich so zu regulieren, dass sich beispielsweise kein Kondenswasser bildet, welches gefrieren und die empfindlichen elektrischen Kontakte beschädigen kann. Die Frachträume von Flugzeugen sind nicht beheizt. Dort oben herrschen Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Und auf dem Wasser ist hohe Luftfeuchtigkeit natürlicherweise ein Problem. Weder im Flugzeug noch auf dem Schiff ist es möglich, diese Werte manuell zu überwachen und regulierend einzugreifen, denn die Transportgüter sind schlichtweg nicht für Personen zugänglich.

Ihr Team hat aber bereits Ideen, wie es das Unternehmen unterstützen kann. Was genau haben Sie denn im Sinn?

Wir werden SGT und DUX Lösungsansätze anbieten, um die Zustände der Transportgüter in Echtzeit überwachen zu können. Die Neuerungen sollen mit vertretbarem technischem Aufwand kostengünstig in das Produkt integriert werden können. Anschließend erhalten die beiden Taschenproduzenten einen Geschäftsmodellansatz, um den neuen Service ihren Kunden anbieten zu können.  

Können Sie uns kurz beschreiben, wie Sie dieses Ziel erreichen möchten?

Ja, der Weg ist bereits sehr klar: Natürlich müssen wir die Werte erst einmal messen, die wir überwachen möchten. Wir werden also damit beginnen, auf dem Markt Sensoren zu recherchieren, die nicht nur Temperatur und Feuchtigkeit messen können. Sie müssen auch über eine Schnittstelle verfügen, über die die ermittelten Werte dann an die regulierende Einheit übertragen werden können.

Anschließend werden wir eine auswertende Software oder eine App benötigen. Im Optimalfall gibt es bereits eine passende Variante auf dem Markt, welche nur noch geringe Anpassungen benötigt. Das wird sich im Lauf des Projekts entscheiden. Anschließend werden wir einen Prototyp aufbauen, um unser Modell zu testen.

Der relativ geringe Aufwand, mit dem das Projekt umgesetzt werden kann, macht ja das ganze Vorhaben bereits in der Planungsphase sehr nachhaltig.

Ja genau. Und das Tolle ist, dass die Unternehmen mit dem Mehrwert beim Kundenservice auch ganz nebenbei noch die Umwelt schonen. Schließlich wird im besten Fall weniger Ware entsorgt, weil keine Schäden mehr beim Transport auftreten.

Klasse! Das hört sich alles relativ einfach und schnell umsetzbar an. Ist es das denn auch?

Ja, im Prinzip ist es das. Wir müssen nur mehrere Versuchsreihen in unterschiedlichen, vorher definierten klimatischen Umgebungen durchlaufen, um die jeweils resultierenden klimatischen Zustände im Innern des Transportsystems genau zu erfassen und zu bewerten. Wir planen bis zur Umsetzung des Projektziels circa zwei bis drei Monate ein. Spätestens im August möchten wir die Ergebnisse präsentieren.

Die ja übrigens nicht nur diesen beiden Unternehmen nützen, sondern auf breiter Front anwendbar sein sollen… Wird denn noch Handlungsbedarf bestehen, um sie in die Anwendungen anderer Branchen transferieren zu können?

Nein, unsere Erkenntnisse werden wir so aufbereiten, dass am Ende eine einfach zu nutzende und preiswerte technische Lösung „out of the box“ für alle Anwendungsfälle zur Verfügung steht, in denen eine Überwachung von unterschiedlichen Zuständen relevant ist.

Und wie genau trägt das Ganze noch zum Nachhaltigkeitsgedanken bei?

Die automatischen Prozesse, die mithilfe der Digitalisierung geschaffen wurden, ermöglichen es nicht nur, nachhaltiger mit den personellen Ressourcen zu wirtschaften. Zusätzlich zum reduzierten Ausschuss kann das Klima beim Transport bedarfsgerecht optimiert werden, sodass sich auch energetische Vorteile ergeben. Der neue Service, der mit den Projektergebnissen angeboten werden kann, erhöht außerdem nachhaltig die Chancen deutscher KMU im weltweiten Wettbewerb.

Das ist eine lange Liste! Vielen Dank, Herr Zschenderlein für diesen spannenden ersten Einblick in die Arbeit der beiden Mittelstand-Digital Zentren. Wir freuen uns auf unser nächstes Gespräch und die Neuigkeiten in diesem Projekt.

 

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Als Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe unterstützen wir Sie gern dabei, Digitalisierungspotenziale in Ihrem Unternehmen aufzudecken und mit Ihnen gemeinsam umzusetzen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf! kontakt@mdz-sk.de

zurück

Das Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe gehört zu Mittelstand-Digital. Mit Mittelstand-Digital unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen und dem Handwerk.