Am Online-Kunden digital Maß nehmen
Ist es möglich, die Körpermaße einer Person mit einer Technik, die ihr heutzutage üblicherweise zu Hause zur Verfügung steht, zu „vermessen“? Und vor allem – Warum sollte man das tun? Immer mehr Menschen kaufen ihre Kleidung online ein. Bislang ist die übliche Praxis, dass Standardgrößen angeboten werden. Wer seine Größe kennt, bestellt entsprechend. Die Ware wird verschickt, passt, gefällt und wird behalten. Oft jedoch bestellen Kunden unterschiedliche Größen und probieren aus. Sie retournieren, was nicht passt. Die Verpackungen werden nicht wiederverwendet, die Transporte verursachen CO2-Emissionen und die zurückgeschickte Ware verliert häufig an Wert.
In vielen Ladengeschäften steht inzwischen geschultes Personal bereit, um am Kunden Maß zu nehmen und passgenaue Kleidung zu verkaufen. Derart individuelle Teile sind meist länger in Gebrauch und tragen so zu verantwortungsvollem Konsum bei. Das Unternehmen warmX möchte auch in seinem Online-Shop solch nachhaltige Mode anbieten. Nur wer soll beim Kunden zu Hause professionell Maß nehmen? Für eine Lösung ging das KMU eine Kooperation mit dem Mittelstand Digital-Zentrum Smarte Kreisläufe und dessen Partner Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf ein. Gemeinsam erstellten beide ein Konzept, um diese Herausforderung zu stemmen.
Die zentrale Fragestellung ist die nach einer geeigneten Technologie, die keine neu angeschafften Geräte erfordert und gleichzeitig verlässliche Ergebnisse liefert. Das Ziel ist es schließlich, keine weiteren Ressourcen einsetzen zu müssen. Das Team nahm einen virtuellen Scanner sowie zwei Scanning-Apps für mobile Endgeräte in die engere Auswahl. Der virtuelle Scanner fragt Nutzerdaten ab und generiert auf Basis von Reihenmessungen einen statistisch abgesicherten Avatar bzw. Körpermaß-Datensatz. Um evidente Vergleichswerte zu haben, ließen sich fünf männliche Testpersonen an den DITF in einem 3D-Körperscanner vermessen. Anschließend kamen bei ihnen die drei Test-Anwendungen zum Einsatz, deren Werte anschließend mit dem Körperscan verglichen wurden.
Das Team orientierte sich an bestimmten Körpermaßen, um die Messergebnisse miteinander vergleichen zu können: Oberweite, Arm- und Rückenlänge, Schulterbreite sowie Oberarm- und Taillenumfang. Alle drei Vergleichsmodelle lieferten mit Abweichungen von weniger als zehn Prozent bessere Ergebnisse im Rumpfbereich als bei den Gliedmaßen. Dort unterschieden sich vor allem die Armumfänge mit zehn bis zwanzig Prozent signifikant von den reellen Maßen der Testpersonen. Die virtuelle App generierte dabei konstant die besten Ergebnisse.
Speziell der virtuelle Scanner würde sich aufgrund der geringen Einstiegshürden gut eignen, dem Kunden beim Online-Einkauf eine Größenorientierung anzubieten. Die Bestellung mehrerer Größen sowie Retouren könnten so stark reduziert werden. Trotzdem weicht auch hier die benötigte Armlänge des im Projekt betrachteten Produkts, ein Pullover, zu stark von der empfohlenen Länge ab. Somit ist es nach jetzigem Stand nicht möglich, das betrachtete Produkt mit den getesteten Ansätzen verlässlich kundenindividuell anzupassen.
Das KMU möchte sich weiter von den DITF unterstützen lassen, um mit den Möglichkeiten des virtuellen Scanners das Einkaufserlebnis seiner Kunden intuitiver zu gestalten und den Vertrieb nachhaltiger zu machen. Nach diesem Projekt wird überprüft, inwiefern sich die Produktpalette sowie die Shop-Infrastruktur dafür eignen.
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