Unternehmen „data economy ready“ aufstellen
In seiner neuen Studie „Digitaler Produktpass – Enabler der Circular Economy“ befasst sich das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit den Aspekten zu den inhaltlichen und technischen Anforderungen und zur möglichen Ausgestaltung eines digitalen Produktpasses (DPP). Es wird außerdem darauf eingegangen, wie Unternehmen derzeit auf die gesetzlichen Anforderungen vorbereitet sind und auf welche Kriterien es ankommt, um die entsprechenden Informationspflichten erfüllen zu können.
Wir bereit sind Unternehmen in Deutschland für die Kreislaufwirtschaft?
Wichtige Produktmerkmale für eine Kreislaufwirtschaft sind nach aktueller Diskussion Kriterien wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit, einfache Wartung und Recycling. Nach der IW-Studie hat die Kreislaufwirtschaft bisher noch nicht flächendeckend in Unternehmen Einzug gehalten. Eine Befragung von 1 200 Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels im Sommer 2022 ergab: Nur wenige Firmen berücksichtigen bisher den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte, optimieren das Design der Produkte entsprechend oder entwickeln im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft neue Geschäftsmodelle. Viele Produkte seien zwar schon langlebig, was u. a. im Produktversprechen „Made in Germany“ begründet ist. Für den Übergang zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft sollten Produkte aber auch leicht zu reparieren, einfach zu warten oder zu recyceln sein. Diese Eigenschaften belegen bei der Befragung nach der Wichtigkeit die hinteren Plätze.
Wie hoch ist der Digitalisierungsgrad der Unternehmen?
Damit Unternehmen den DPP einführen können, müssen sie nach IW-Einschätzung einen gewissen Digitalisierungsgrad aufweisen, Daten digital erfassen, speichern und verarbeiten sowie diese auch mit anderen Unternehmen teilen. Nach der IW-Studie sind viele Unternehmen in Deutschland noch nicht so digital aufgestellt, als dass sie den DPP implementieren könnten. Hierfür wird u. a. der Digitalisierungsindex des Bundeswirtschaftsministeriums herangezogen, der jährlich erhebt, wie sich die Digitalisierung von Unternehmen in zehn verschiedenen Branchengruppen aus Industrie und Dienstleistungen entwickelt. Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Branchen sehr unterschiedlich digitalisiert sind und sich insgesamt nur allmählich weiter digitalisieren. Während die Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie und Fahrzeugbau hohe Werte aufzeigen, sind die Branchen Sonstiges Produzierendes Gewerbe, Handel, Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe, Verkehr und Logistik und Tourismus unterdurchschnittlich digitalisiert.
Dass es beim Digitalisierungsgrad noch reichlich Luft nach oben gibt, liest IW auch aus dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) der Europäischen Kommission ab. Demnach tauschten im Jahr 2021 lediglich 38 Prozent der Unternehmen in Deutschland Informationen elektronisch aus (EU-Durchschnitt: 38 Prozent) und nur 32 Prozent der Unternehmen in Deutschland (EU: 34 Prozent) nutzen Cloud-Technologien.
Wie gehen Unternehmen mit Daten um? Wann ist ein Unternehmen „data economy ready“?
Noch werden in Unternehmen Daten oft analog verwaltet und die Mehrheit der Unternehmen teilt keine Daten mit anderen Unternehmen, hauptsächlich aufgrund rechtlicher, aber auch technischer Hindernisse, fasst das IW zusammen. Die Art und Weise, wie Unternehmen Daten handhaben, spiele jedoch eine entscheidende Rolle beim Implementieren des DPP. In diesem Zusammenhang wird von „data economy ready“ gesprochen, d. h., ein Unternehmen kann Daten umfassend speichern, verfügt über ein effizientes Datenmanagement und weiß die Daten intelligent zu nutzen. Eine Umfrage von 2022 unter mehr als 1 000 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und industrienahe Dienstleistungen ergab, dass unter den Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten lediglich 30 Prozent „data economy ready“ sind (Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten: 77 Prozent).
Wie teilen Unternehmen Daten?
Um den DPP erfolgreich einführen zu können, ist es laut der IW-Studie wichtig, dass Unternehmen in der Lage und bereit sind, alle relevanten Daten mit anderen Unternehmen zu teilen. Das sogenannte Data Sharing betrachtet sowohl den Empfang von Daten aus anderen Unternehmen oder Institutionen als auch die Abgabe von Daten an andere Unternehmen oder Institutionen. Hier gilt es nach IW-Erkenntnissen sowohl rechtliche Bedenken als auch technische Hemmnisse zu beseitigen.
Fazit
Das Hauptziel des DPP besteht darin, die Transparenz entlang der industriellen Wertschöpfungskette zu verbessern, indem spezifische Produktinformationen in digitaler Form gespeichert werden. Es zeigt sich aber, dass der Digitalisierungsgrad in deutschen Unternehmen bisher nicht zufriedenstellend ist. Damit es zu einem einheitlichen, branchen- und unternehmensübergreifenden Produktpass-System kommt, bleibt noch viel zu tun. Um die erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, sind nicht nur die technischen Anforderungen zu erfüllen, sondern die Mitarbeiter in den Unternehmen müssen auch über die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen.
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Als Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe unterstützen wir Sie, um die erforderlichen Prozesse und Technologien in Vorbereitung auf den digitalen Produktpass in Ihrem Unternehmen einzuführen. Erfahren Sie von unserem Team, wie Sie die erforderlichen Produktinformationen sammeln, speichern, verarbeiten und bei Bedarf abrufen können. kontakt@mdz-sk.de