Vom E-Commerce zu Industrie 4.0: Wie die Verwaltungsschale die Produktinformationen revolutioniert

Informationen über Herkunft, Eigenschaften oder bestimmte Prozesse eines Produkts sind für Unternehmen nicht nur relevant, um ihren Sorgfalts- und Nachweispflichten nachzukommen. Auch die Qualität der Angebote kann sichergestellt werden, wenn man einen genauen Überblick darüber hat. Nicht zuletzt interessieren sich aber auch viele Kunden für den Weg, den ihre Ware genommen hat.
Dem Unternehmen Variosports GmbH fehlt bislang die Struktur, um diese Informationen aus der Lieferkette zu erfassen und zu verwalten. Das Startup aus Köln, welches die von ihm entwickelte Sportbekleidung nicht nur herstellen lässt, sondern auch selbst vertreibt, hat deshalb ein Projekt mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe und seinem Partner dem Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA) begonnen. Gemeinsam erstellen die Projektpartner ein Konzept, um im Odoo-ERP-System, einem Open Source-Warenwirtschaftssystem, die Verwaltungsschale umzusetzen.
Verwaltungsschale ist ein gängiger Begriff, der einen Standard für digitale Zwillinge eines Objekts beschreibt und alle relevanten Informationen darüber enthält. Wir haben uns mit Olaf Peters, einem der Geschäftsführer des KMU unterhalten, um zu erfahren, wie der aktuelle Stand des Projekts mit dem MDZ ist.
Herr Peters, können Sie uns einen kurzen Einblick geben, wo Sie aktuell stehen?
Olaf Peters: Begonnen haben wir damit, die Anforderungen unseres Portfolios an die digitalen Zwillinge unserer Produkte zu analysieren. Diese hat ergeben, dass das Konzept für unsere Verwaltungsschale sinnvollerweise in zwei Kategorien unterteilt wird: Kategorie 1 ist die Verwaltungsschale für Produktdaten. Diese beschreibt Daten allgemeiner Natur eines Produkttyps wie technische Spezifikationen, Konstruktionsdaten oder Dokumentationen. Kategorie 2 ist die Verwaltungsschale für Instanzdaten. Darin werden individuelle Daten spezifischer Artikel wie Seriennummer, Wartungshistorie oder aktuelle Zustandsinformationen erfasst.
Können Sie ein wenig detaillierter beschreiben, um welche Daten es bei Ihnen geht?
Olaf Peters: Wir möchten zum Beispiel die Namen der Produzenten hinterlegen. Aber auch Produktionsdatum und -uhrzeit, Energieverbrauch, die Lieferanten von Rohmaterialien oder individuelle Materialchargen sind in der erfassten Datenmenge enthalten. Die Verwaltungsschale sollte auch eine Auswahl von Bewegungsdaten speichern, um den Echtzeitstatus eines Produkts abzubilden. So ist jederzeit sichtbar, ob sich ein Artikel in der Produktion oder bereits im Lager befindet. Allerdings empfiehlt das Team des ITA, größere Datenmengen, wie beispielsweise Bestellverläufe oder Sensordaten, die oft aktualisiert werden, in speziellen, externen Systemen zu speichern. In der Verwaltungsschale sollte dann darauf verwiesen werden.
Das ist interessant. Warum ist das so?
Olaf Peters: Große Mengen an historischen Daten oder sich ständig aktualisierende Informationen können das System schnell überladen und sollten daher besser in spezialisierten Datenbanken oder zum Beispiel in ERP- oder MES-Systemen gespeichert werden. Dann bleibt die Verwaltungsschale übersichtlich und erfüllt optimal ihre Hauptfunktion – die strukturierte Verwaltung der wichtigsten Asset-Informationen.
Wenn ich das richtig verstehe, dann werden die Daten nicht nur von variosports in das System eingespeist oder abgerufen. Auch Ihre Lieferanten sollen Daten hinterlegen können und Ihren Kunden möchten Sie diese dann ebenfalls zur Verfügung stellen. Müssen dann alle die gleiche Software nutzen? Das ist doch fast nicht möglich.
Olaf Peters: Ja, das ist richtig. So wird es auch nicht sein. Es wird natürlich eine standardisierte Schnittstelle geben, um unsere Lieferanten optimal in den Prozess einzubinden und es ihnen auf einfache Weise zu ermöglichen, die nötigen Eingaben zu tätigen. Aber das gehört zu den nächsten Schritten in unserem gemeinsamen Projekt.
Vielen Dank, Herr Peters, dass Sie uns diesen interessanten Einblick in Ihr Vorhaben gewährt haben. Wir freuen uns bereits jetzt, später mehr darüber zu erfahren.
Wenn auch Sie sich mit dem Thema KI, Digitales Engineering oder ganz allgemein mit Digitalisierung beschäftigen und noch mehr wissen möchten, dann melden Sie sich doch gern bei uns: kontakt@mdz-sk.de. Wir machen Sie fit für die Zukunft!
Terminhinweis: „Digitalisierte Lieferketten für Kreislaufwirtschaft“
Die Veranstaltungsreihe „Digitalisierte Lieferketten für Kreislaufwirtschaft“ zeigt in sechs Terminen auf, wie digitale Lieferketten aussehen und welche Mehrwerte für Unternehmen dadurch geschaffen werden können. Vom 5. Februar bis 12. März 2025 findet wöchentlich eine kostenfreie Veranstaltung statt, die jeweils einen Aspekt einer digitalisierten Lieferkette unter die Lupe nimmt. Unternehmerinnen und Unternehmer, Supply Chain Manager, Kreislaufwirtschaftsverantwortliche sowie Interessierte sind herzlich eingeladen. Programm und Anmeldung